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fett (Ausfuhr 1911 135 Ö, dann Knochenleim (Ausfuhr 1911 48 t),
Knochenmehl (698 t) und Knochenkohle (79 t). Mittlerweile wurden
die Anlagen der Spodium- und Leimfabrik A -G. von dieser Ge
sellschaft selbst wieder instand gesetzt und der Betrieb aufge-
flommen. Außer Benzinknochenfett erzeugte man dort durch Ex
traktion der aus Montenegro stammenden Oliventrester (Preß-
rückstände von der ölgewinnujpi mit Benzin Sulfuröl 1 ), die beide
an die k. u. k. Militärseifenfabrik in Belgrad abgegeben wurden.
Den gleichen Weg nahm das durch Aufarbeiten von Tierkadavern
erhaltene Kadaverfett, während die übrigen Bestandteile zusammen
das Tierkörpermehl ergeben, das als eiweiß- und phosphor-
reiches Viehfutter sehr geschätzt ist. Da die Zersetzung der
Kadaver durch gespannten Wasserdampf geschieht, werden die
Erzeugnisse vollkommen keimfrei erhalten. In letzter Zeit wurde
auch durch Extraktion von Pappellaub Wachs (4%) für technische
Zwecke gewonnen. Ferner hatte man einen Betrieb zur Auf
schließung von Stroh, Holzmehl und Schilf angegliedert, wodurch
ganz brauchbare Futtermittel erhalten wurden.
Obwohl an pflanzlichen Ölen verhältnismäßig arm, verfügt
Serbien über genügend viel billige tierische Fette (Knochenfett,
Kadaverfett, Rinds- und Hammeltalg), um die Seifenfabrikation
ertragreich zu gestalten. Die Alkalien und das Salz müssen aller
dings eingeführt werden? Von den zwei BeLgrader Seifenfabriken
wurde die eine gänzlich zerstört, während die weniger be
schädigte durch das k. u. k. Militär-Generalgouvernement wieder
in Betrieb gesetzt worden war, um zur Versorgung d >s Heeres
mit der gesundheitlich so wichtigen Seife beizutragen. Auch hier
war es uns gestattet, einen flüchtigen Einblick in den Betrieb zu
tun. Es ist zwar keine große Anlage, aber gut geleitet, und ihr
Haupterzeugnis, die Kriegswaschseife, den meisten im Hinterland
erhältlichen Kriegsseifen an Waschkraft weit überlegen. Die schon
früher genannten Fette wurden zunächst durch Kochen mit ver
dünnter Schwefelsäure einer Vorreinigung unterzogen und dann
in einem Autoklaven unter Dampfdruck in Fettsäure und Glyzerin
gespalten. Das Glyzerinwasser wurde auf Röhglyzerin verarbeitet, das
in eine Dynamitfabrik wanderte. Die Fettsäuren wurden mit Soda
auf Seife versotten, die durch Kochsalz ausgesalzen wurde. Auch
hier wurde die Kernseife durch Mischen mit geschlämmtem Ton
auf einen Fettsäuregehalt von 20% gestreckt 2 ). Zum Vormischen
bediente man sich — beim Militär muß man sich helfen, wie man
kann — einer ehemaligen Ziegelstrangpresse, worauf man die
Masse zur Vergleichmäßigung noch ein- bis zweimal durch eine
Piliermaschine gehen ließ. Zum Schlüsse wurden die Seifenstücke
in Formen gepreßt. Besonders erwähnenswert ist auch die Mit-
') Bin dickes grünes oder braunes Öl, das gewöhnlich durch Extraktion
mit Schwefelkohlenstoff (Carboneum sulfuratum) erhalten wird, daher der Same.
3 ) Der Fettsäuregehalt einer Friedenskernseife betrug etwa 60 bis 6:>°/ 0 .