Full text: 20. Jahrbuch der Exportakademie (20)

70 
fett (Ausfuhr 1911 135 Ö, dann Knochenleim (Ausfuhr 1911 48 t), 
Knochenmehl (698 t) und Knochenkohle (79 t). Mittlerweile wurden 
die Anlagen der Spodium- und Leimfabrik A -G. von dieser Ge 
sellschaft selbst wieder instand gesetzt und der Betrieb aufge- 
flommen. Außer Benzinknochenfett erzeugte man dort durch Ex 
traktion der aus Montenegro stammenden Oliventrester (Preß- 
rückstände von der ölgewinnujpi mit Benzin Sulfuröl 1 ), die beide 
an die k. u. k. Militärseifenfabrik in Belgrad abgegeben wurden. 
Den gleichen Weg nahm das durch Aufarbeiten von Tierkadavern 
erhaltene Kadaverfett, während die übrigen Bestandteile zusammen 
das Tierkörpermehl ergeben, das als eiweiß- und phosphor- 
reiches Viehfutter sehr geschätzt ist. Da die Zersetzung der 
Kadaver durch gespannten Wasserdampf geschieht, werden die 
Erzeugnisse vollkommen keimfrei erhalten. In letzter Zeit wurde 
auch durch Extraktion von Pappellaub Wachs (4%) für technische 
Zwecke gewonnen. Ferner hatte man einen Betrieb zur Auf 
schließung von Stroh, Holzmehl und Schilf angegliedert, wodurch 
ganz brauchbare Futtermittel erhalten wurden. 
Obwohl an pflanzlichen Ölen verhältnismäßig arm, verfügt 
Serbien über genügend viel billige tierische Fette (Knochenfett, 
Kadaverfett, Rinds- und Hammeltalg), um die Seifenfabrikation 
ertragreich zu gestalten. Die Alkalien und das Salz müssen aller 
dings eingeführt werden? Von den zwei BeLgrader Seifenfabriken 
wurde die eine gänzlich zerstört, während die weniger be 
schädigte durch das k. u. k. Militär-Generalgouvernement wieder 
in Betrieb gesetzt worden war, um zur Versorgung d >s Heeres 
mit der gesundheitlich so wichtigen Seife beizutragen. Auch hier 
war es uns gestattet, einen flüchtigen Einblick in den Betrieb zu 
tun. Es ist zwar keine große Anlage, aber gut geleitet, und ihr 
Haupterzeugnis, die Kriegswaschseife, den meisten im Hinterland 
erhältlichen Kriegsseifen an Waschkraft weit überlegen. Die schon 
früher genannten Fette wurden zunächst durch Kochen mit ver 
dünnter Schwefelsäure einer Vorreinigung unterzogen und dann 
in einem Autoklaven unter Dampfdruck in Fettsäure und Glyzerin 
gespalten. Das Glyzerinwasser wurde auf Röhglyzerin verarbeitet, das 
in eine Dynamitfabrik wanderte. Die Fettsäuren wurden mit Soda 
auf Seife versotten, die durch Kochsalz ausgesalzen wurde. Auch 
hier wurde die Kernseife durch Mischen mit geschlämmtem Ton 
auf einen Fettsäuregehalt von 20% gestreckt 2 ). Zum Vormischen 
bediente man sich — beim Militär muß man sich helfen, wie man 
kann — einer ehemaligen Ziegelstrangpresse, worauf man die 
Masse zur Vergleichmäßigung noch ein- bis zweimal durch eine 
Piliermaschine gehen ließ. Zum Schlüsse wurden die Seifenstücke 
in Formen gepreßt. Besonders erwähnenswert ist auch die Mit- 
') Bin dickes grünes oder braunes Öl, das gewöhnlich durch Extraktion 
mit Schwefelkohlenstoff (Carboneum sulfuratum) erhalten wird, daher der Same. 
3 ) Der Fettsäuregehalt einer Friedenskernseife betrug etwa 60 bis 6:>°/ 0 .
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.