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Verwendung von Naphtensäuren, einem Abfallprodukt der Pe-
troleumraffination, das mit Alkali eine wasserlösliche, schäumende
Verbindung gibt und daher an Fettsäure sparen hilft. Nur be
kommt die Seife durch die Naphtensäuren eine dunkelbraune
Farbe und einen petroleumartigen Geruch, der aber nicht sehr
lästig ist, weil er sich von Haut lind Wäsche rasch verflüchtigt.
Die Militärseifenfabrik erzeugte übrigens auch Schmierseife mit
10% und Kriegstoiletteseife mit 3o% Fettsäuregehalt. Die tägliche
Leistungsfähigkeit, die aber nicht immer voll ausgenüt/.t werden
konnte, betrug 4000 % Waschseife und 1500 % Toiletteseife.
Die früher erwähnte Ziegelstrangpresse stammte aus einer
zerstörten Ziegelei. Ziegel- und Kalkbrennereien sind überhaupt
in Nordserbien ziemlich häufig. Sogar Portlandzementfabriken
(eine in Ralja) sind im Lande vorhanden; an Kalk und Ton ist
ja kein Mangel. Die Zementfabrik in Parcone und die Kalköfen
in Sremcica, Ropocevo und Ml. Ivanca, sämtlich im Kreis
Belgrad—Land, wurden militärisch betrieben.
Hingegen gibt es nur eine Glasfabrik, die sich in Paracin
(ehemals bulgarisches Verwaltungsgebiet) befindet und^ wenig
leistungsfähig erscheint. Ferner hatte man in der letzten Zeit die
Erzeugung von landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten auf
genommen. Die in Belgrad befindliche Fabrik war aber zur Zeit
der Besetzung nicht betriebsfähig. Das k. u. k. Militär-General
gouvernement hatte dafür in der Hauptstadt e% Musterwaren-
lager derartiger Erzeugnisse österreichisch-ungarischer Firmen
errichtet, so daß der serbische Landmann seinen Bedarf direkt
oder im Wege seines Vorgesetzten Bezirkskommandos beziehen
konnte.
Daß man in Serbien auch schon daran ging, ausländische
Rohstoffe zu verarbeiten, zeigt die Belgrader Schokoladen- und
Kakaofabrik, deren Erzeugnisse zwar den feinen ausländischen
Marken nicht ebenbürtig waren, aber doch ihre Abnehmer fanden.
Ferner gibt es in Uzice eine mechanische Baumwollweberei, die
von der k. u. k. Militärverwaltung in unversehrtem Zustand
übernommen und, solange der Rohstoff reichte, weiter betrieben
wurde.
Außer den schon genannten industriellen Anlagen gibt oder
gab es in Belgrad noch eine ganze Reihe von kleineren Fabriken,
von denen folgende gänzlich zerstört sind- die serbische Zündholz
fabrik, die gleichfalls staatliche Zigarettenpapievfabrik, eine Lein
wandweberei, die Lederfabrik Gjuric und eine Zementröhren-
fabrik.
Infolge von Beschädigungen oder Rohstoffmangel stehen still:
Spinnerei llic & Co., eine Tuchfabrik, eine Trikotagenfabrik, eine
Dampfbäckerei und ein Sägewerk.
Hingegen waren damals im Betrieb: eine Molkerei und eine
Konfektionieranstalt (beide durch das Militär-Generalgouverne
ment) und eine Siebfabrik (durch den Eigentümer).