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Auch kleinere Unternehmungen zur Erzeugung von Schuhen,
Hüten, Schirmen und Kartonnagen sollen in Belgrad vorhanden
sein, die aber wegen Mangel an Rohstoffen jetzt nicht in Betrieb
sein können.
Zum Schlüsse sei noch des Belgrader Elektrizitätswerkes
gedacht, das im Oktober 1915 in einem recht traurigen Zustand
von der k. u. k. Militärverwaltung übernommen und wieder her-
gestellt wurde. So waren z. B. die Kondensationsanlage der
Dampfturbine und der Gebäudeteil mit der Hochspannungssehalt
anlage durch einen Volltreffer zerstört, ein Schornstein zusammen
geschossen und Kessel und Maschinen durch Granatsplitter be
schädigt. Die Kesselanlage umfaßt 5 Batterien mit zusammen
14 Wasserrohrkesseln (Druck 8 Atm.), die eine Gesamtheizfläche
von 2.490 to 2 haben. Im Maschinenbaus sind 6 Kolbendampf
maschinen und eine Dampfturbine, die zusammen 4.850 PS leisten,
5 Gleichstrom- und 3 Drehstromgeneratoren, 5 Umformeraggregate
und i Spannungsteiler. Als Reserve für die Hauptzentrale ist im
alten Konakgebäude eine Subzentrale untergebracht, bestehend aus
2 Dieselmotoren und Gleichstromdynamos von je 100 PS, 250 Volt
im Winter beträgt die tägliche Gesamtleistung durchschnittlich
14.000 Kilowattstunden und der Kdjlenverbrauch 5 Waggon. Auch
die stark beschädigten Ijetriebsanlagen der elektrischen’ Straßen
bahn (42 Trieb- und 43 Beiwagen, 25 km Gleislänge) wurden von
der k. u. k. Militärverwaltung wieder hergestellt. Diese Bahn ge
hört ebenso wie das Elektrizitätswerk der belgischen Gesellschaft
(„Compagnie Mutuelle de Tramway” in Brüssel.
Das k. u.. k, Militär-Generalgouvernement hatte aber auch
andere Elektrizitätswerke in Betrieb setzen lassen, und zwar:
Elektrizitätszentrale in Kraljevo am Ibar (militärischer
Betrieb).
Elektrizitätswerk in Ivanjica an der Moravica, Kreis Cacak
(privater Betrieb).
Elektrizitätswerk Ribnica an einem Nebenflüsse des Ibar
(Militärbetrieb).
Die Entwicklungsmöglichkeiten der serbischen
Industrie.
Nachdem vorhin die industriellen Verhältnisse Serbiens vor
und während des Krieges eine Darstellung erfahren haben, ist es
gewiß nicht ohne Reiz, ein wenig auf die Frage einzugehen, wie
es mit den künftigen Entwicklungsmöglichkeiten der Industrie in
Serbien bestellt ist. Selbstverständlich handelt es sich hier zunächst
nur um Möglichkeiten, deren Wirklichkeitswerdung von so
vielen, zum Teil heute noch unbekannten Umständen abhängt, daß
eine einigermaßen sichere Voraussage ein Ding der Unmöglichkeit