Full text: 20. Jahrbuch der Exportakademie (20)

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österreichisch-ungarische Militärverwaltung keinen Sinn gehabt, 
sich damit zu befassen, um so mehr, als schon die anderen Wieder 
herstellungsarbeiten, zu denen außer den schon genannten auch 
noch der Bahn- und Straßenbau kamen, die höchste Anspannung 
aller Kräfte erforderten. 
Von den in Serbien bereits einheimischen Großgewerben 
haben vor allem die getreideverarbeitenden (Mehl-, Bier- und 
Spirituserzeugung) günstige Aussichten zur Weiterentwicklung. 
Der Mühlenindustrie kommt vor allem der geringe Arbeiterbedarf 
zugute; wenn mau so eine neuzeitliche Großmühle durchwandert, 
trifft man in manchen Abteilungen überhaupt keinen Arbeiter an, 
weil der Transport des Getreides und der einzelnen Zwischen 
erzeugnisse zu und von den Maschinen vollkommen selbsttätig 
geschieht. Weniger günstig stellt sich die Sache für die Viehver 
wertungsindustrie, weil der Viehbestand erst wieder auf die alte 
Höhe gebracht werden muß. 
Was nun die Möglichkeit der Entstehung neuer Industrie 
zweige in Serbien anlangt, so ist für die meisten die Beschaffung 
von billiger Kohle eine Grundbedingung, worüber bereits an 
früherer Stelle das Nötige gesagt worden ist. Jedenfalls gibt es 
für viele Rohstoffe Serbiens noch industrielle Verwertungs 
möglichkeiten, die bisher noch nicht ausgenützt worden sind. Im 
nachfolgenden soll, auf dieses Gebiet etwas näher eingegangen 
werden, wobei zum*bessoren Verständnis für Leser, die mit der 
Technologie weniger vertraut sind, bei jeder Industrie das Wesen 
der Erzeugung kurz dargelegt werden soll. 
So könnte der reichlich vorhandene Mais außer auf Mehl, 
Grieß und Spiritus auch auf Stärke, Dextrin. Stärkezucker, be 
ziehungsweise Kapillärsirup und Zuckercouleur verarbeitet werden. 
Für die Stärkegewinnung wird der wie in den Mühlen gereinigte 
Mais zunächst geschrotet und von den Keimen befreit, aus denen 
Maisöl erzeugt wird. Der Schrot wird in Wasser eingeweicht und 
hierauf zur Lösung der die einzelnen Stärkekörnchen verkittenden 
Eiweißstoffe Schwefeldioxyd eingeleitet. Dann wird die Masse 
mittels Mahlgängen oder Kegelmühlen zu einem feinen Brei ver 
mahlen. Dieser wird auf Sieben mit Wasser ausgewaschen, wobei 
die kleinen Stärkekörnchen als Rohstärkemilch hindurchgehen, 
während die gröberen Schalen- und Fasorteilehen Zurückbleiben. 
Aus der Rohstärkemilch gewinnt man durch Abschleudern (Zentri 
fugieren) die Rohstärke, die mit Wasser gewaschen und getrocknet 
die reine Maisstärke ergibt. Die Ausbeute beträgt 55 bis 60"/ 0 . 
Die Maisstärke, die an Feinheit zwischen Reis- und Weizenstarke 
steht, kommt als weißes Pulver oder als Strahlenstärke in den 
Handel und hat sich namentlich als Appreturmittel in d**r Baum- 
wollindustrie sehr gut bewährt. Aus der noch feuchten Maisstai ke 
läßt sich durch Zusatz einer geringen Menge einer flüchtigen 
Mineralsäure, z. B. 0'3°/ o Salzsäure und Erhitzen auf etwa 160 
das weiße Säuredextrin herstellen; erhitzt man ohne Sauie-
	        
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