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zusatz auf ungefähr 200°, so bekommt mau gelbes oder braunes-
Röstdextrin. Dextrin löst sich schon in kaltem, besser aller
dings in heißem Wasser und dient als Klebmittel (Ersatz für
Gummi arabicum), in der Zündholzfabrikation, in der Zeug
druckerei zum Verdicken von Farbstoffen und als Appreturmittel
für Baumwollgewebe. In neuerer Zeit erzeugt man auch durch
Auflösen des gewöhnlichen pulverigen Dextrins in Wasser, Reinigen
und Eindampfen der Lösung das dem arabischen Gummi ähnliche
Kristallgummi.
Ferner kann man aus Maisstärke Stärkezucker hersteilen.
Die mit Wasser verkleisterte Stärke wird unter Zusatz von etwa
7-t% Salzsäure (für flüssigen Stärkezucker) oder Schwefelsäure
(für festen Zucker) unter Druck mehrere Stunden lang gekocht.
Dadurch verwandelt sich die Stärke in ein Gemisch von Dextrose
(eine vom gewöhnlichen Rohr- oder Rübenzucker verschiedene
Zuckerart) und Dextrin um. Dann wird die Salzsäure durch Zu
gabe von Soda in Kochsalz übergeführt, beziehungsweise die
Schwefelsäure durch kohlensauren Kalk in Gips, der durch Filter
pressen entfernt wird. Der erhaltene gelbliche Saft wird mittels
Knochenkohle (S. 70) entfärbt und in zwei Stadien zu einer dick
flüssigen Masse eingedampft. Diese bleibt entweder infolge ihres
hohen Dextringehaltes (bis 45%) auch in der Kälte flüssig und
bildet dann den Kapillärsirup, oder sie wird, in Kisten ge
gossen, fest (fester Stärkezucker, Kistenzucker). Der Stärke
zucker enthält fest oder flüssig etwa 18% Wasser; er schmeckt
weniger süß als der Rübenzucker und dient hauptsächlich zur
Kanditen- und Kunsthonigerzeugung.
Durch Erhitzen von festem Stärkezucker, meist unter Soda
zusatz, auf 220° erhält man eine dunkelbraue, in Wasser und ver
dünntem Weingeist lösliche Masse, die Zuckercouleur, die zum
Färben von Bier, Wein, Essig, Rum, Kognak und als Kaffeersatz
Verwendung findet.
Das Holz der ganze Wälder bildenden Rotbuche gäbe einen
ausgezeichneten Rohstoff für gebogene Möbel. Das Wesen der
Fabrikation besteht darin, daß das entsprechend zugeschnittene
Holz durch Einwirkenlassen von Wasserdampf erweicht und dann
mit Hilfe von eisernen Formen gebogen oder gepreßt wird; die
Rohstücke laßt man in den Formen erkalten, wodurch sie ihre
Form beibehalten. Diese Fabrikation erfordert also viel Kohle für
den Dampf, wenn auch die verschiedenen Arbeitsmaschinen bei
billigem Strompreis elektrisch angetrieben werden könnten.
Fichten- und Tannenholz könnten zur Erzeugung von Holz
stoff und Holzzellulose herangezogen werden, wobei sich -die
als Gerbstoff dienende Rinde als Nebenprodukt ergeben würde.
Der Holzstoff oder Holzschliff ist bekanntlich nur durch mecha
nische Behandlung (Naßschleifen) fein zerfasertes Holz, der bloß
als Zusatz für minderwertige Papiere, wie billiges Zeitunys- und
Packpapier, verwendet werden kann. Einen etwas besseren, aber