Full text: 20. Jahrbuch der Exportakademie (20)

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braunen Holzschliff bekommt man, wenn das Holz vor dem 
Schleifen gedämpft wird. Einen hochwertigen Papierrohstoff bildet 
4ie Holzzellulose (Holzzellstoff), von der man nach der Her 
stellungsart die Sulfitzellulose und die Sulfatzellulose (Natronzell 
stoff) unterscheidet. Der Zellstoff unterscheidet sich vom Holz 
schliff dadurch, daß durch chemische Mittel die Nichtzelluloseteile 
des Holzes, die auf wasserfreies Holz berechnet, etwa 40% aus_ 
machen, fast vollständig entfernt werden. Für Fichten- und 
Tannenholz wird das Sulfit-, für das harzreiche Föhrenholz das 
Sulfatverfahren angewendet. Beim Sulfitverfahren wird das Holz 
entrindet, zu etwa nußgroßen Stücken zerkleinert und in einem 
Druckkessel mit Sulfitlauge gekocht. Diese wird erhalten, indem 
man Schwefelkies (S. 61) röstet und das entstandene Schwefel 
dioxyd bei Gegenwart von Wasser auf Kalksteine einwirken läßt, 
wodurch eine Lösung von Calciumbisulfit entsteht. Diese Lösung, 
die Sulfitlauge, hat die Eigenschaft, bei einer Temperatur von 
115 bis 130°, entsprechend einem Druck von 2% bis 4 Atm., die 
Nichtzelluloseteile des Holzes (Lignin, Holzgummi, Harze, Gerb 
stoff, Zucker etc.) in 24 bis 48 Stunden aufzulösen. Das Erhitzen 
des Kocherinhaltes geschieht durch Dampfheizschlangen, also 
durch indirekten Dampf. Das gilt durch die ältere Abart des 
Sulfitzellstoffes, den Mitscherlich-Zellstoff. Wenn man den Heiz 
dampf mit einem Druck von 5 bis 6 Atm. direkt in die Lauge 
leitet, braucht man nur 8 bis 15 Stunden zu kochen und erhält 
den weniger festen Ritter-Kellner-Zellstoff. Nach dem Kochen 
wird die breiartige Zellstoffmasse von der braunen Ablaüge^ ge 
trennt und noch verschiedenen mechanischen Wasch- und Zer 
kleinerungsverfahren unterworfen. Zum Schlüsse wird der Zell 
stoff durch eine Maschine in die Form einer dicken bräunlich 
gelben Pappe gebracht, getrocknet und gelangt so in den Handel. 
Manchmal wird der Zellstoff vorher mit Chlorkalk oder elektro 
lytischer Bleichlauge (S. 9u) ganz weiß gebleicht. Aus 1 Raum 
meter Fichtenholz mit 70% Festgehalt = 350 kg bekommt man 
etwa 150 kg lufttrockenen Zellstoff (43% vom Holzgewiclit). 
Ein großer Kocher kann 80 rm Holz auf einmal verarbeiten, 
was einer jährlichen Leistung von 100 Waggon Zellstoff ent 
spricht. Da man auf 1 t Zellstoff 10 m 3 (über 10 t) Sulfitablauge. 
erhält, ist deren Verwertung ein wichtiges, noch -nicht ganz ge 
löstes Problem. In Schweden hat man schon im Frieden, in 
Deutschland erst in der Kriegszeit aus der Ablauge, die über 1 % 
vergärbaren Zucker enthält, den Sulfitspiritus gewonnen; aus 
t m 3 (1000 l) bekommt man 5 bis 6 l Spiritus (100%ig) für teen- 
nische Zwecke. Deutschland könnte z. B. aus seiner gesamten 
Suifitäblauge jährlich 300 000 hl Spiritus hersteilen, doch war das 
Verfahren vor dem Krieg wegen der Steuergesetze nicht wett 
bewerbsfähig. Auf 32 bis 44° Be, eingedickte Sulf itablauge, 
manchmal durch Bleichen aufgehellt, dient ferner als Klebstoir 
und Appreturmittel; auch schwarzes „Zellpech wird hergestellt.
	        
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