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braunen Holzschliff bekommt man, wenn das Holz vor dem
Schleifen gedämpft wird. Einen hochwertigen Papierrohstoff bildet
4ie Holzzellulose (Holzzellstoff), von der man nach der Her
stellungsart die Sulfitzellulose und die Sulfatzellulose (Natronzell
stoff) unterscheidet. Der Zellstoff unterscheidet sich vom Holz
schliff dadurch, daß durch chemische Mittel die Nichtzelluloseteile
des Holzes, die auf wasserfreies Holz berechnet, etwa 40% aus_
machen, fast vollständig entfernt werden. Für Fichten- und
Tannenholz wird das Sulfit-, für das harzreiche Föhrenholz das
Sulfatverfahren angewendet. Beim Sulfitverfahren wird das Holz
entrindet, zu etwa nußgroßen Stücken zerkleinert und in einem
Druckkessel mit Sulfitlauge gekocht. Diese wird erhalten, indem
man Schwefelkies (S. 61) röstet und das entstandene Schwefel
dioxyd bei Gegenwart von Wasser auf Kalksteine einwirken läßt,
wodurch eine Lösung von Calciumbisulfit entsteht. Diese Lösung,
die Sulfitlauge, hat die Eigenschaft, bei einer Temperatur von
115 bis 130°, entsprechend einem Druck von 2% bis 4 Atm., die
Nichtzelluloseteile des Holzes (Lignin, Holzgummi, Harze, Gerb
stoff, Zucker etc.) in 24 bis 48 Stunden aufzulösen. Das Erhitzen
des Kocherinhaltes geschieht durch Dampfheizschlangen, also
durch indirekten Dampf. Das gilt durch die ältere Abart des
Sulfitzellstoffes, den Mitscherlich-Zellstoff. Wenn man den Heiz
dampf mit einem Druck von 5 bis 6 Atm. direkt in die Lauge
leitet, braucht man nur 8 bis 15 Stunden zu kochen und erhält
den weniger festen Ritter-Kellner-Zellstoff. Nach dem Kochen
wird die breiartige Zellstoffmasse von der braunen Ablaüge^ ge
trennt und noch verschiedenen mechanischen Wasch- und Zer
kleinerungsverfahren unterworfen. Zum Schlüsse wird der Zell
stoff durch eine Maschine in die Form einer dicken bräunlich
gelben Pappe gebracht, getrocknet und gelangt so in den Handel.
Manchmal wird der Zellstoff vorher mit Chlorkalk oder elektro
lytischer Bleichlauge (S. 9u) ganz weiß gebleicht. Aus 1 Raum
meter Fichtenholz mit 70% Festgehalt = 350 kg bekommt man
etwa 150 kg lufttrockenen Zellstoff (43% vom Holzgewiclit).
Ein großer Kocher kann 80 rm Holz auf einmal verarbeiten,
was einer jährlichen Leistung von 100 Waggon Zellstoff ent
spricht. Da man auf 1 t Zellstoff 10 m 3 (über 10 t) Sulfitablauge.
erhält, ist deren Verwertung ein wichtiges, noch -nicht ganz ge
löstes Problem. In Schweden hat man schon im Frieden, in
Deutschland erst in der Kriegszeit aus der Ablauge, die über 1 %
vergärbaren Zucker enthält, den Sulfitspiritus gewonnen; aus
t m 3 (1000 l) bekommt man 5 bis 6 l Spiritus (100%ig) für teen-
nische Zwecke. Deutschland könnte z. B. aus seiner gesamten
Suifitäblauge jährlich 300 000 hl Spiritus hersteilen, doch war das
Verfahren vor dem Krieg wegen der Steuergesetze nicht wett
bewerbsfähig. Auf 32 bis 44° Be, eingedickte Sulf itablauge,
manchmal durch Bleichen aufgehellt, dient ferner als Klebstoir
und Appreturmittel; auch schwarzes „Zellpech wird hergestellt.