79
Eisessig (96 bis 99'5% Essigsäure), zum kleineren Teil in ver
dünnte Essigsäure umgewandelt. Diese wird als Speiseessig und
zur Herstellung von essigsauren Salzen verwendet. Die Bezeichnung
Eisessig kommt davon, weil die fast wasserfreie Essigsäure in der
Kälte zu einer eisähnliehon Masse erstarrt, die erst bei etwa 17»
wieder schmilzt. Von den mannigfachen Verwendungen der Essig
säure seien aufgezählt: Herstellung von Beizen in der Zeugfärberei
und -druekerei, von Teerfarbstoffen, besonders Indigo, Bleiweiß,
essigsaurer Zellulose, die wieder zur Erzeugung von plastischen,
zelluloidähnlichen, aber nicht feuergefährlichen Massen (Zellon)
und Lacken dient, von Speiseessig und von Heilmitteln (essigsaure
Tonerde, Aspirin).
Der bei der Destillation des rohen Holzessigs erhaltene 10%ige
Holzgeist wird nochmals über gebranntem Kalk rektifiziert, wobei
man den „rohen Holzgeist” als Handelsware erhält. Er bildet
eine gelblichbräune Flüssigkeit, die etwa 80% Methylalkohol enthält
und zum Vergällen von Spiritus ohneweiters verwendet werden
kann. Der größte Teil wird aber auf reinen Holzgeist (Methyl
alkohol) verarbeitet. Dieser ist dem gewöhnlichen Alkohol ähnlich,
aber flüchtiger und sehr giftig. Er findet Verwendung in der
Teerfarbenfabrikation, in der Lackerzeugung und zur Herstellung
von Formaldehyd. Dieser wird erhalten, indem ein Gemisch von
Methylalkoholdampf und Luft über Kupferdrahtnetze geleitet wird,
wobei nur anfangs erwärmt zu werden braucht, weil bei der Re
aktion Wärme frei wird. Man leitet das Gasgemisch in Wasser,
worin sich das gebildete Formaldehydgas und der überschüssige
Methylalkohol auflösen. Die Lösung mit 36 bis 40% Formaldehyd
heißt Formalin und dient als Desinfektionsmittel, zum Härten von
Gelatinetrockenplatten und Films, zum Konservieren von Pflanzen
teilen und Türen für wissenschaftliche Zwecke, zur Erzeugung
von Teerfarbstoffen (Fuchsin), Heil- und Desinfektionsmitteln,
von Formaidehydleder und von plastischen Massen und Kunst
harzen (Kasein -+- Formalin — Galalith, Bierhefe -f- Formalin —
Ernolith, Karbolsäure + Formalin [bei Gegenwart von Salzsäure]
= Schellackersatz, Bakelit, Resinit, Juwelit) samt entsprechenden
Lacken.
Das bei der Rektifikation des rohen Holzgeistes _ erhaltene
unreine Aceton wird nur als Vergällungsmittel für Spiritus ver
wendet, Die Hauptmenge des Acetons wird durch Erhitzen von
Graukalk auf etwa 600° hergestellt, wobei Aceton entweicht und
kohlensaurer Kalk zurückbleibt. Aus 100 kg 80%igcm Graukalk
erhält man etwa 25 hg rohes und daraus 18 hg reines Aceton. Es
bildet eine farblose, flüchtige, süßlich ätherisch riechende Flüssig
keit, die vor allem als Gelatinierungsmittel für Schießbaumwolle
eine große Rolle spielt; außerdem dient das Aceton zur Bereitung
von Chloroform und Zaponlack, als Lösungsmittel für Acetylen
(S. 8 2), sowie als Rohstoff für synthetischen Kautschuk. Aceton
wird seit einiger Zeit auch durch eine besondere Gärung gewonnen,