Full text: 20. Jahrbuch der Exportakademie (20)

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Eisessig (96 bis 99'5% Essigsäure), zum kleineren Teil in ver 
dünnte Essigsäure umgewandelt. Diese wird als Speiseessig und 
zur Herstellung von essigsauren Salzen verwendet. Die Bezeichnung 
Eisessig kommt davon, weil die fast wasserfreie Essigsäure in der 
Kälte zu einer eisähnliehon Masse erstarrt, die erst bei etwa 17» 
wieder schmilzt. Von den mannigfachen Verwendungen der Essig 
säure seien aufgezählt: Herstellung von Beizen in der Zeugfärberei 
und -druekerei, von Teerfarbstoffen, besonders Indigo, Bleiweiß, 
essigsaurer Zellulose, die wieder zur Erzeugung von plastischen, 
zelluloidähnlichen, aber nicht feuergefährlichen Massen (Zellon) 
und Lacken dient, von Speiseessig und von Heilmitteln (essigsaure 
Tonerde, Aspirin). 
Der bei der Destillation des rohen Holzessigs erhaltene 10%ige 
Holzgeist wird nochmals über gebranntem Kalk rektifiziert, wobei 
man den „rohen Holzgeist” als Handelsware erhält. Er bildet 
eine gelblichbräune Flüssigkeit, die etwa 80% Methylalkohol enthält 
und zum Vergällen von Spiritus ohneweiters verwendet werden 
kann. Der größte Teil wird aber auf reinen Holzgeist (Methyl 
alkohol) verarbeitet. Dieser ist dem gewöhnlichen Alkohol ähnlich, 
aber flüchtiger und sehr giftig. Er findet Verwendung in der 
Teerfarbenfabrikation, in der Lackerzeugung und zur Herstellung 
von Formaldehyd. Dieser wird erhalten, indem ein Gemisch von 
Methylalkoholdampf und Luft über Kupferdrahtnetze geleitet wird, 
wobei nur anfangs erwärmt zu werden braucht, weil bei der Re 
aktion Wärme frei wird. Man leitet das Gasgemisch in Wasser, 
worin sich das gebildete Formaldehydgas und der überschüssige 
Methylalkohol auflösen. Die Lösung mit 36 bis 40% Formaldehyd 
heißt Formalin und dient als Desinfektionsmittel, zum Härten von 
Gelatinetrockenplatten und Films, zum Konservieren von Pflanzen 
teilen und Türen für wissenschaftliche Zwecke, zur Erzeugung 
von Teerfarbstoffen (Fuchsin), Heil- und Desinfektionsmitteln, 
von Formaidehydleder und von plastischen Massen und Kunst 
harzen (Kasein -+- Formalin — Galalith, Bierhefe -f- Formalin — 
Ernolith, Karbolsäure + Formalin [bei Gegenwart von Salzsäure] 
= Schellackersatz, Bakelit, Resinit, Juwelit) samt entsprechenden 
Lacken. 
Das bei der Rektifikation des rohen Holzgeistes _ erhaltene 
unreine Aceton wird nur als Vergällungsmittel für Spiritus ver 
wendet, Die Hauptmenge des Acetons wird durch Erhitzen von 
Graukalk auf etwa 600° hergestellt, wobei Aceton entweicht und 
kohlensaurer Kalk zurückbleibt. Aus 100 kg 80%igcm Graukalk 
erhält man etwa 25 hg rohes und daraus 18 hg reines Aceton. Es 
bildet eine farblose, flüchtige, süßlich ätherisch riechende Flüssig 
keit, die vor allem als Gelatinierungsmittel für Schießbaumwolle 
eine große Rolle spielt; außerdem dient das Aceton zur Bereitung 
von Chloroform und Zaponlack, als Lösungsmittel für Acetylen 
(S. 8 2), sowie als Rohstoff für synthetischen Kautschuk. Aceton 
wird seit einiger Zeit auch durch eine besondere Gärung gewonnen,
	        
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