Full text: 20. Jahrbuch der Exportakademie (20)

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Das Ammoniak, ein stechend riechendes Gas, dessen wässerige 
Lösung als Salmiakgeist allgemein bekannt ist, wird entweder 
durch Schwefelsäure in Ammoniumsulfat oder nach dem hier nicht 
näher zu beschreibenden Verfahren Frank-Caro durch katalytische 
Oxydation mit Luftsauerstoff in Stickstoffoxyd übergeführt, das 
sich mit Wasser in Salpetersäure umwandelt. 
Zu den rein elektrothermischen Fabrikationen ist auch das 
nach dem österreichischen Chemiker Serpek benannte Verfahren 
zur Erzeugung von Ammoniak und Tonerde zu rechnen. Ein 
Gemisch von Bauxit (wasserhaltiges Aluminiumoxyd, verunreinigt 
mit Eisenoxyd, Titanoxyd und Kieselsäure, für Serbien käme 
dalmatinischer und ungarischer Bauxit in Betracht) und Koks 
wird im elektrischen Ofen auf etwa 1900° erhitzt und Stickstoff 
durchgeleitet. Dadurch bildet sich Aluminiumnitrid, während 
Kohlenoxyd entweicht: 
Ai 2 0 8 + 3 C + 2N + 213 Cal =2 Al N + SCO 
Aluminiumoxyd Kohle StickstofE Wärme Al.-Nitrid Kohlenoxyd 
102 kg 36 kg 28 kg 82 kg 84 kg 
Das rohe Aluminiumnitrid mit 22 bis 26% Stickstoffgehalt 
(rein 34%) wäre zwar unmittelbar als Dünger verwendbar, es 
äst aber' wirtschaftlicher, es auf Ammoniak (beziehungsweise 
Ammoniumsulfat) und reines Aluminiumoxyd (Tonerde) aufzu- 
ärbeiten. Diese dient als Rohstoff für die Aluminiumerzeugung 
(8. 91), Statt reinen Stickstoff verwendet man das aus 77% 
Stickstoff und 23% Kohlenoxydgas bestehende Luftgas (Generator 
gas), das erhalten wird, indem man Luft durch eine Schichte von 
glühenden Kohlen leitet. Ausgeübt wird das Serpek-Verfahren in 
Frankreich, das ja über reiche Bauxitlager verfügt. 
Wir kommen nun zu einer Art der chemischen Bindung des 
Luftstickstoffs, bei der man annimmt, daß nicht nur die außer 
ordentlich hohe Temperatur, sondern auch eine besondere elek 
trische Wirkung eines stark verdünnten Flammbogens eines hoch 
gespannten Wechselstroms wirksam ist. Die im Jahre 1903 von 
den Norwegern Birkeland und Eyde gegründete Luftsalpeter- 
säure-Industrie arbeitet allerdings mit den denkbar billigsten Roh 
stoffen: mit Luft, Wasser und Kalk und der in wasserreichen 
Gebirgsländern so billigen elektrischen Energie. Das Wesen des 
Verfahrens besteht ungefähr in folgendem. Die Luft, die bekanntlich 
im wesentlichen ein Gemisch von etwa 80% Stickstoff und 20% 
Sauerstoff ist, wird durch einen Wechselstrom-Lichtbogen hin 
durchgeblasen, dabei auf etwa 2500° erhitzt und rasch wieder auf 
1000° abgekühlt. Dadurch bildet sich rund 2% Stickstoffoxyd (NO), 
das sich bei weiterem Abkühlen mit dom überschüssigen Luft 
sauerstoff zu Stickstoffdioxyd (NO s ) vereinigt. Dieses bildet dann 
mit Wasser Salpetersäure (HN0 3 ) und zum Teil auch salpetrige 
Säure (HNO a ), doch sind die chemischen Vorgänge zu verwickelt,
	        
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