Full text: 20. Jahrbuch der Exportakademie (20)

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um hier näher dai’gelegt zu werden. Der bis zu 8000 Kilowatt 
leistende Salpeterofen von Birkeland und Eyde ist der Hauptsache 
nach so beschaffen, daß der zwischen zwei wassergekühlten Kupfer 
elektroden übergehende Wechselstrom von 5000 Volt Spannung 
einen Lichtbogen bildet, der durch die Einwirkung eines starken 
Elektromagneten zu einer kreisförmigen Scheibe von 2 m Durch 
messer ausgebreitet wird. Diese „elektrische Sonne” ist von einem 
Schamottegehäuse umgeben und wird in der Sekunde von 1500 l 
Luft durchströmt. Die Verarbeitung dieser etwa 2% Stickstoffoxyd 
enthaltenden Luft zu marktfähiger Ware ist aber ziemlich um 
ständlich. Konzentrierte Salpetersäure wäre schwierig herzustellen 
und ihr Transport unwirtschaftlich 1 ), da man nicht wie bei der 
Schwefelsäure Kesselwagen verwenden kann. Deshalb hat die mit 
rund 250.000 Kilowatt arbeitende norwegische Salpeterindustrie im 
Frieden hauptsächlich Kalksalpeter undNatriumnitrit (salpetrigsaures 
Natrium) hergestellt. Der Kalksalpeter, im Handel meist Norge- 
salpeter genannt, ist teilweise entwässertes kristallwasserhaltiges 
salpetersaures Calcium mit 13% Stickstoffgehalt und wird als 
Dünger verwendet. Auch dem Calcium kommt hier eine Dünge 
wirkung zu, was beim Natrium des Chilesalpeters und der Schwefel 
säure des Ammoniumsulfats nicht der Fall ist. Da der Norgesalpeter 
infolge von Wasseranziehung aus der Luft zufließt, kommt er in 
verlöteten Blechtrommeln in den Handel, was seinen Preis erhöht. 
Das Natriumnitrit ist ein wichtiger Hilfsstoff für bestimmte Teer 
farben (Azofarbstoffe). Auch Ammoniumnitrat aus Salpetersäure 
und Ammoniak wird in letzter Zeit in Norwegen hergestellt. Der 
Birke!and-Eyde-Ofen liefert in 24 Stunden etwa 3350 hg Stickstoff 
oxyd, entsprechend einer Menge von 7400 kg 95%iger Salpeter 
säure oder 12.000 hg Kalksalpeter. 
Neuere Luftsaipetersäure-Verfahren, die sich hauptsächlich 
durch die Art der Flammbogenbildung unterscheiden, sind die 
von Schönherr (Badische Anilin- und Sodafabrik) und von 
Pauling. Letztere Art steht in Patsch bei Innsbruck in Gebrauch, 
wie überhaupt in Österreich infolge des Krieges viel Luftsalpeter 
säure erzeugt worden ist. Gemeinsam ist allen diesen elektrischen 
Verfahren der Übelstand, daß die Energie nur schlecht ausgenützt 
wird, weil der größte Teil in Wärme umgewandelt wird. Im Jahre 
1913 wurden bereits 70.000. t Norgesalpeter hergestellt. Auch in 
Schweden. Island und England, das die kohlenoxydhaltigen Gicht 
gase seiner zahlreichen Hochöfen zur Erzeugung elektrischer 
Energie benützt, sollen große Anlagen zur elektrothermisehen 
Bindung des Luftstickstoffs entstanden sein. Anderseits scheint 
man sich aber in den Vereinigten Staaten, die doch über soviele 
Wasserkräfte verfügen, den elektrischen Verfahren nicht zuge 
wendet za haben, sondern den durch den Krieg gewaltig gestei- 
i~Großverbraucher, wie Sprengstoffabriken und Farbwerke, stellen sieh 
ihre Salpetersäure selbst her durch Zerlegen von salpetersaurem Natrium mittels 
Schwefelsäure.
	        
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