85
um hier näher dai’gelegt zu werden. Der bis zu 8000 Kilowatt
leistende Salpeterofen von Birkeland und Eyde ist der Hauptsache
nach so beschaffen, daß der zwischen zwei wassergekühlten Kupfer
elektroden übergehende Wechselstrom von 5000 Volt Spannung
einen Lichtbogen bildet, der durch die Einwirkung eines starken
Elektromagneten zu einer kreisförmigen Scheibe von 2 m Durch
messer ausgebreitet wird. Diese „elektrische Sonne” ist von einem
Schamottegehäuse umgeben und wird in der Sekunde von 1500 l
Luft durchströmt. Die Verarbeitung dieser etwa 2% Stickstoffoxyd
enthaltenden Luft zu marktfähiger Ware ist aber ziemlich um
ständlich. Konzentrierte Salpetersäure wäre schwierig herzustellen
und ihr Transport unwirtschaftlich 1 ), da man nicht wie bei der
Schwefelsäure Kesselwagen verwenden kann. Deshalb hat die mit
rund 250.000 Kilowatt arbeitende norwegische Salpeterindustrie im
Frieden hauptsächlich Kalksalpeter undNatriumnitrit (salpetrigsaures
Natrium) hergestellt. Der Kalksalpeter, im Handel meist Norge-
salpeter genannt, ist teilweise entwässertes kristallwasserhaltiges
salpetersaures Calcium mit 13% Stickstoffgehalt und wird als
Dünger verwendet. Auch dem Calcium kommt hier eine Dünge
wirkung zu, was beim Natrium des Chilesalpeters und der Schwefel
säure des Ammoniumsulfats nicht der Fall ist. Da der Norgesalpeter
infolge von Wasseranziehung aus der Luft zufließt, kommt er in
verlöteten Blechtrommeln in den Handel, was seinen Preis erhöht.
Das Natriumnitrit ist ein wichtiger Hilfsstoff für bestimmte Teer
farben (Azofarbstoffe). Auch Ammoniumnitrat aus Salpetersäure
und Ammoniak wird in letzter Zeit in Norwegen hergestellt. Der
Birke!and-Eyde-Ofen liefert in 24 Stunden etwa 3350 hg Stickstoff
oxyd, entsprechend einer Menge von 7400 kg 95%iger Salpeter
säure oder 12.000 hg Kalksalpeter.
Neuere Luftsaipetersäure-Verfahren, die sich hauptsächlich
durch die Art der Flammbogenbildung unterscheiden, sind die
von Schönherr (Badische Anilin- und Sodafabrik) und von
Pauling. Letztere Art steht in Patsch bei Innsbruck in Gebrauch,
wie überhaupt in Österreich infolge des Krieges viel Luftsalpeter
säure erzeugt worden ist. Gemeinsam ist allen diesen elektrischen
Verfahren der Übelstand, daß die Energie nur schlecht ausgenützt
wird, weil der größte Teil in Wärme umgewandelt wird. Im Jahre
1913 wurden bereits 70.000. t Norgesalpeter hergestellt. Auch in
Schweden. Island und England, das die kohlenoxydhaltigen Gicht
gase seiner zahlreichen Hochöfen zur Erzeugung elektrischer
Energie benützt, sollen große Anlagen zur elektrothermisehen
Bindung des Luftstickstoffs entstanden sein. Anderseits scheint
man sich aber in den Vereinigten Staaten, die doch über soviele
Wasserkräfte verfügen, den elektrischen Verfahren nicht zuge
wendet za haben, sondern den durch den Krieg gewaltig gestei-
i~Großverbraucher, wie Sprengstoffabriken und Farbwerke, stellen sieh
ihre Salpetersäure selbst her durch Zerlegen von salpetersaurem Natrium mittels
Schwefelsäure.