Full text: 20. Jahrbuch der Exportakademie (20)

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wird. In noch weiterer Ferne dürfte die Umwandlung von Form 
aldehyd in Zucker liegen. 
Bei der Beurteilung der Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen 
Verfahren zur Erzeugung von gebundenem Stickstoff ist aber 
noch ein sehr wichtiger Umstand zu beachten. Es ist nämlich sehr 
wahrscheinlich, daß eine auch jetzt schon sehr ergiebige Quelle 
für gebundenen Stickstoff in Zukunft viel reichlicher fließen 
wird," 7 wodurch die Preise sinken müssen. Gemeint ist das 
Ammoniak, beziehungsweise das Ammoniumsulfat, das in den 
Leuchtgasanstalten und Destillationskokereien als Nebenerzeugn : s 
gewonnen wird und das in Deutschland schätzungsweise ein 
Drittel des Kriegsbedarfes an Salpetersäure gedeckt hat. Dieses 
Ammoniak entstammt dem etwa 1% betragenden Stickstoffgehalt 
der Kohle. Nun ist allerdings nicht jede Steinkohle zur Leuchtgas 
oder Kokserzeugung geeignet, man hat aber jetzt Verfahren aus 
gearbeitet (Besemfelders Mischgas, Dolenskys Trigas), wodurch 
man jede noch so minderwertige Kohle (auch Braunkohle) in Heiz 
gas, das dem gewöhnlichen Leuchtgas als Heizkraft allerdings 
nachsteht, Teer und Ammoniak auflösen kann und nur die 
Mineralsubstanzen (Schlacke) der Kohlen Zurückbleiben. Die Ver 
treter dieser sogenannten .Kohlenvergasung” liegen in argem 
Kampf mit den Leuchtgas- und Kokereiinteressenten; alle sind 
aber darin einig, daß die direkte Verbrennung der Kohle in den 
Haus- und Fabriksfeuerungen eigentlich eine barbarische Ver 
schwendung eines kostbaren und nicht unerschöpflichen Volks 
vermögens bedeutet. Würde man, was natürlich ein unerreichbares 
Ideal ist, sämtliche Stein- und Braunkohle vergasen, im Haushalt 
und zur Erzeugung des in der Industrie zum Heizen, Trocknen 
und für chemische Zwecke benötigten Dampfes Gasheizung ver 
wenden, ferner die die Wärme nur bis zu l7°/o ausnützende 
Dampfmaschine ganz durch Gas-, Benzol- und Teerölmotoren er 
setzen, so könnte man nach Angaben Besemfelders mit dem 
vierten Teil der heute notwendigen Kohlenmenge das Auslangen 
finden. Mag diese Berechnung auch zu optimistisch sein, so ist 
doch sicher, daß Deutschland in vielleicht nicht allzuferner Zeit 
imstande sein wird, seinen gesamten Bedarf an ungebundenem 
Stickstoff aus seiner Kohle billiger als nach jedem, anderen Ver 
fahren zu decken. Bemerkenswert ist, daß die großen Mengen 
Schwefelsäure, die zur Bindung des bei der Kohlenvergasung ent 
stehenden Ammoniaks notwendig wären, aus dem 1 bis 1’5% 
betragenden Schwefelgehalt der Steinkohle bestritten werden 
könnten. Gegenwärtig wird dieser Schwefel, der beim Destillieren 
der Steinkohle zum Teil als Schwefelwasserstoff entweicht, noch 
wenig ausgenützt. Welche Wichtigkeit man dem Problem der 
besseren Ausnützung der Kohle beimißt, zeigt der Umstand, daß 
man in Deutschland und Deutschösterreich eigene Anstalten für 
Kohlenforschung errichtet hat. In Deutschland wurde auch als 
erster Schritt des hier notwendigen staatlichen Eingreifens — denn
	        
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