Full text: 20. Jahrbuch der Exportakademie (20)

für den einzelnen ist die das Allgemeininteresse schädigende 
Kohlenvergeudung oft wirtschaftlich — zunächst die Herstellung 
von Hüttenkoks ohne Gewinnung der Nebenprodukte verboten. 
Nun sind zum Schlüsse noch die rein elektrochemischen In 
dustrien einer kurzen Betrachtung zu unterziehen. Da ist zunächst 
die Alkalielektrolyse zu nennen. Hier werden durch den elek 
trischen Strom Zersetzungsprodukte von Natriumchlorid (Koch 
salz) und Kaliumchlorid (Sylvin) erhalten. Die Rohstoffe müßten 
natürlich eingeführt werden, wobei für Kaliumchlorid nur Deutsch 
land, für Salz auch Rumänien in Betracht käme. Auf keinen Fall 
wären die Verhältnisse so günstig wie in Bosnien, wo bei Jajce 
eine natürliche Salzsole zur Verfügung steht. Die Zersetzung einer 
Kochsalzlösung durch den elektrischen Strom (Gleichstrom) ver 
läuft nun auf folgende Weise 1 ): Das Natriumchlorid wird zunächst 
in das Metall Natrium und das Gas Chlor zerlegt: 
Na CI == Na 4~ CI 
58 5 g Kochsalz 23 ,<? Natrium 35’5 g Chlor 
Das Natrium wandert zur Stromaustrittsstelle, wirkt aber 
dabei auf das Wasser der Kochsalzlösung ein: 
Na + H, 0 Na OH + H 
23 g Natrium 18 g Wasser 40 g Ätznatron 1 g Wasserstoff 
Das Chlorgas scheidet sich bei der Stromeintrittsstelle ab. 
Man erhält also aus dem Kochsalz drei Erzeugnisse: das Ätz 
natron, das Chlor und den Wasserstoff. Die Zellen für die Elektro 
lyse müssen daher so eingerichtet sein, daß die beiden Gase, die 
gemischt das durch Sonnenlicht mit furchtbarer Gewalt explodier 
bare Chlorknallgas ergeben würden, jedes für sich aufgefangen 
werden können. Auch die Einwirkung des Chlors auf die ge 
bildete Natronlauge muß vermieden werden, weil sich sonst 
Natriumhypochlorit bildet. Je nach dem Bau der Elektrolysen 
zellen unterscheidet man das Diaphragma-, Quecksilber-,_ Glocken- 
und Billiterverfahren. Die Elektrolysenzellen lassen sich nicht 
beliebig groß bauen, so daß solche elektrochemische Betriebe oft 
mehrere Tausend Zellen umfassen. Beim Diaphragma verfahren 
erzeugt eine Pferdestärke in 2 4 Stunden bei 3'7 Volt Spannung 
5-3 kg Ätznatron, 4’68 kg Chlor (entsprechend 13 kg Chlorkalk) und 
014 kg — 1‘6 m 3 Wasserstoff. Zunächst wird nur eine etwa 8°/ 0 ige 
kochsalzhaltige Natronlauge erhalten, die durch Eindampfen in 
Vakuumapparaten konzentriert wird, wobei sich das weniger lös 
liche Kochsalz ausscheidet. Die konzentrierte Lauge wird dann in 
gußeisernen Schmelztöpfen auf festes Ätznatron verarbeitet, das 
in verlöteten Eisenblechtrommeln in den Handel kommt. Es 
i) Die Ausdrücks der Ionentheorie wurden hier absichtlich nicht benützt.
	        
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