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View of the
Lancashire
Dialect
Inhalt
gegen ein rätselhaftes Ungetüm mit zwei Flügeln und einem
langen Schwanz. Als es erlegt ist, entpuppt es sich als eine
modische Perücke, die ein Stutzer beim Reiten verloren. „The
Fortune Teller” ist eine moralische, trockenere Verserzählung
von einem Mädchenverführer, der sich als Weissager einzu
führen weiß. Die kurze Erzählung „Lancashire Hob and the
Quack Doctor” enthält im „Heroic Couplet” abgefaßt einen der
vielen Bauernwitze: Der Bauer läßt sich frisch alle Zähne aus-
ziehen, weil es im Großen billiger ist. In den Streitigkeiten mit
den amerikanischen Kolonisten, die zum Befreiungskriege
führten, hält er Versöhnlichkeit für das Richtige („The Cobbler’s
Politics. A country dialogue on the present times”). Außerdem
schrieb er Fabeln in strophischer Form nach dem Muster von
Gay, wie „The Cuckow and the Owl”, „Three conceited Beau-
ties”, „Gardener and the Ass 1 ' (die Moral dieser Geschichte
richtet sich gegen Mißstände in der Geistlichkeit, ebenso wie
der Dialog „Pluralist and Old Soldier”. Collier war nicht anti
klerikal, findet aber scharfe Worte gegen die Inhaber mehrerer
Pfründen und „non .residents”), Briefe in Versen und ein paar
humoristische Epitaphien, darunter auch die 1818 an seinem
eigenen Grabe angebrachte Inschrift.
In ernster Prosa deckt er dem Historiker J. Whittacker
geschickt Schwächen und Fehler in seiner „History of Man
chester” in den beiden Schriften „Curious remarks on the
History of Manchester” (1771) und „More Fruit of the same
Pannier’ auf. Andere Prosaschriften wenden sich satyrisch
gegen Privatpersonen, wie „A copy of what was called an
Ancient Saxon MS”, „Hoantung’s Letter to the Empress of
Russia”, oder sind rein ' humoristisch, wie „A codicil to last
will and testament of J. Clegg, Conjurer”.
Seine Verse und seine Prosaschriften hätten Collier kaum
mehr als augenblickliche Beachtung in der engsten Heimat ge
sichert, wäre er nicht durch den „View of the Lancashire
Dialect” zu einem der am meisten gelesenen, am meisten ver
ehrten und am stärksten eine ganze Literatur beeinflussenden
Dialektdichter Englands geworden. War er dort durchaus un
originell, ein bloßer Dilettant, dem zwar manchmal lustige Ein
fälle unterlaufen, der aber sonst in enger Anlehnung an be
kannte, zu seiner Zeit viel gelesene Muster schafft, so steht
er hier auf eigenen Füßen und hat bleibendes geschaffen.
In der ersten Auflage ist das Büchlein noch recht dünn. Erst später
hat es Collier durch Einführung weiterer Episoden erweitert. Die erste Auf
lage enthält folgendes:
Der Bauernbursehe Tummus trifft am Morgen die Nachbarsmagd
Meary. Verwundert fragt sie ihn, was er denn jetzt da treibe. Er antwortet,
er sei daran, wegzugehen und einen anderen Dienst zu suchen, denn sein
Herr habe ihn tags zuvor beinahe umgebracht. „Was, was hat’s denn ge
geben, hast du dich mit deinem Herrn zerkriegt?” Und so erzählt ihr
Tummus die traurige Geschichte, die ihm widerfahren. Eine Kuh und ein
Kalb soll er zu einem Käufer in die Stadt treiben. Vor einem Wirtshaus am