Full text: 22. Jahrbuch der Hochschule für Welthandel (22)

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Figuren 
kommt auch sein Freund, dem er die Schauermär erzählt. Muß es doch der 
Teufel selbst gewesen sein. Da entdeckten sie, was schuld war: das Füllen 
war durch die schlecht verschlossene Tür in die Scheune gelangt. Diese» 
war der haarige Teufel. 
Die Abenteuer gehören in die Gattung der Schelmenstücke. 
Direkte literarische Vorbilder finden zu wollen, wäre müßige 
Arbeit; die Gattung gehört zu den reichhaltigsten niedriger 
Literatur, Schwankbücher aller Sprachen enthalten Beispiele, 
der schlaue Fuchs Reinhard des Tierepos, der spanische Laza- 
rillo de Torme's, der älteste der Gaunerromane, sind weitere 
Ausgestaltungen dieses Typus 13 ). „Jack Wilton” von Th. Nash 
und „The English Rogue” sind die bekanntesten, die Geschichten 
über „George a Greene, the Pinder of Wakefield” und „The 
MerryDevil of Edmunton” die volkstümlichsten Beispiele dieser 
Gattung auf englischem Boden, bevor sie ein Fielding oder 
Smollet in den modernen Roman überführten. Streiche dieser 
Art bilden den Inhalt vielgelesener Chap-books, von denen 
manche, aus Schottland, auch im Dialekt, manche in dialogischer 
Form geschrieben waren 14 ). 
Tummus selbst, der Bauerntölpel, ist eine der beliebtesten 
Schwankfiguren. Man blättere bloß in Sammlungen alter 
Schwänke, etwa in Freys „Gartengesellschaft” oder im „Nacht 
büchlein” des Valentin Schumann und sehe sich die Parallelen 
aus allen Literaturen an, die Johannes Bolte, der die Schriften 
für den literarischen Verein in Stuttgart herausgab, beizu-' 
bringen vermag, um das Alter und die Verbreitung dieses 
Typus erkennen zu können. Er ist das Opfer in den „Conny- 
Catching Pamphlets” von Greene und seinen Nachahmern, er 
scheint als „Sly” im Vorspiel zu Shakespeares „Taming of the 
Shrew”, als dialektsprechender Rüpel im älteren Drama, erzählt 
als Piers Plainness” in „Piers Plainness seauen yeres Prentis- 
hip (1595) von Chettle seine eigene Geschichte, wie er nach 
einander sieben gaunerischen Herren diente und ihr Opfer 
wurde, und ist Smollets „Roderick Random” bei der ersten An 
kunft in London, um nur ein paar Beispiele zu erwähnen. 
Seine Gegner, die Schelme, sind mehr lose Buben, als aus 
geprägte Gauner. Nur der betrügerische Fleischer und der Ge- 
richtsschreib er gehören vollends in diese Gattung. Für den 
schlechten, bestechlichen und parteiischen Richter, an dessen 
Stelle hier als zahmere Form des Angriffes auf die staatlichen 
Einrichtungen der Gerichtsschreiber tritt, gibt es literarische 
Vorbilder genug. Collier am nächsten liegt der Richter in 
Buch II, Kap. 11 und IV, Kap. 5 von Fieldings „Joseph An 
drews”. Die Wahl des Fleischers ist für den mit Nahrungssorgen 
kämpfenden, auf Seite der Bauern stehenden Schulmeister 
charakteristisch und für den alten Gegensatz zwischen Produzent 
und Händler bezeichnend. 
Meary, die Magd, ist eine Hilfsfigur, die durch die 
dialogische Form bedingt wird. Sie ist das typische Schäfer-
	        
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