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Figuren
kommt auch sein Freund, dem er die Schauermär erzählt. Muß es doch der
Teufel selbst gewesen sein. Da entdeckten sie, was schuld war: das Füllen
war durch die schlecht verschlossene Tür in die Scheune gelangt. Diese»
war der haarige Teufel.
Die Abenteuer gehören in die Gattung der Schelmenstücke.
Direkte literarische Vorbilder finden zu wollen, wäre müßige
Arbeit; die Gattung gehört zu den reichhaltigsten niedriger
Literatur, Schwankbücher aller Sprachen enthalten Beispiele,
der schlaue Fuchs Reinhard des Tierepos, der spanische Laza-
rillo de Torme's, der älteste der Gaunerromane, sind weitere
Ausgestaltungen dieses Typus 13 ). „Jack Wilton” von Th. Nash
und „The English Rogue” sind die bekanntesten, die Geschichten
über „George a Greene, the Pinder of Wakefield” und „The
MerryDevil of Edmunton” die volkstümlichsten Beispiele dieser
Gattung auf englischem Boden, bevor sie ein Fielding oder
Smollet in den modernen Roman überführten. Streiche dieser
Art bilden den Inhalt vielgelesener Chap-books, von denen
manche, aus Schottland, auch im Dialekt, manche in dialogischer
Form geschrieben waren 14 ).
Tummus selbst, der Bauerntölpel, ist eine der beliebtesten
Schwankfiguren. Man blättere bloß in Sammlungen alter
Schwänke, etwa in Freys „Gartengesellschaft” oder im „Nacht
büchlein” des Valentin Schumann und sehe sich die Parallelen
aus allen Literaturen an, die Johannes Bolte, der die Schriften
für den literarischen Verein in Stuttgart herausgab, beizu-'
bringen vermag, um das Alter und die Verbreitung dieses
Typus erkennen zu können. Er ist das Opfer in den „Conny-
Catching Pamphlets” von Greene und seinen Nachahmern, er
scheint als „Sly” im Vorspiel zu Shakespeares „Taming of the
Shrew”, als dialektsprechender Rüpel im älteren Drama, erzählt
als Piers Plainness” in „Piers Plainness seauen yeres Prentis-
hip (1595) von Chettle seine eigene Geschichte, wie er nach
einander sieben gaunerischen Herren diente und ihr Opfer
wurde, und ist Smollets „Roderick Random” bei der ersten An
kunft in London, um nur ein paar Beispiele zu erwähnen.
Seine Gegner, die Schelme, sind mehr lose Buben, als aus
geprägte Gauner. Nur der betrügerische Fleischer und der Ge-
richtsschreib er gehören vollends in diese Gattung. Für den
schlechten, bestechlichen und parteiischen Richter, an dessen
Stelle hier als zahmere Form des Angriffes auf die staatlichen
Einrichtungen der Gerichtsschreiber tritt, gibt es literarische
Vorbilder genug. Collier am nächsten liegt der Richter in
Buch II, Kap. 11 und IV, Kap. 5 von Fieldings „Joseph An
drews”. Die Wahl des Fleischers ist für den mit Nahrungssorgen
kämpfenden, auf Seite der Bauern stehenden Schulmeister
charakteristisch und für den alten Gegensatz zwischen Produzent
und Händler bezeichnend.
Meary, die Magd, ist eine Hilfsfigur, die durch die
dialogische Form bedingt wird. Sie ist das typische Schäfer-