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mädchen, stammt also aus einer ganz anderen Literaturgattung,
die im 18. Jahrhundert durch Richardson in neue Bahnen ge
lenkt worden war.
Die hundeliebhabenden Landedelleute sind die allein
bodenständigen, typisch englischen Figuren. Sie sind, abgesehen
von ein paar Ortsnamen, die genannt werden, das einzige Ele
ment von Umgebungsschilderung, das internationalem Literatur- Umgebung
gut die ländlichen Gegenden Englands als Schauplatz zuweist.
Der Schwank ist in der englischen Dialektliteratur etwas
neues. Zu seiner Darstellung den Dialekt zu verwenden, lag
aber sehr nahe, war er doch eine, zumindest fiktiv, immer die
Wirklichkeit schildernde Literaturgattung, die realistische Dar
stellung forderte. Ausdrücke der Vulgär- oder Gaunersprache
wurden in ihm seit jeher verwendet, zur vollständigen Dar
stellung in der Sprache der Landleute bedurfte es so nur eines
Schrittes, der durch irgendwelchen Anlaß leicht bedingt werden
konnte. Seine Einführung bot der Dialektliteratur weite Ent
wicklungsaussichten, die ausgeschlossen waren, solange sie auf
der ersten Stufe ihrer Entwicklung bloß wirklichkeitstreue Ge
spräche umfaßte.
Die äußere Form eines Gespräches bleibt bei Collier noch Form
gewahrt. Gewährt es doch die Möglichkeit, die Annahme eines
wirklichen Vorkommnisses, bei dem Dialekt gesprochen wird,
am leichtesten durchzuführen. Freilich zersprengt die Einführung
der erzählenden Elemente die Form der Wechselrede. Am deut
lichsten läßt sich dies an der Verteilung der Gesprächsmasse
auf die einzelnen Personen erkennen. Im „Yorkshire Dialogue
between an awd wife, a lass, and a butcher (Y 1)” spricht ,Awd
Wife” 24, „Lass” 19 und „Butcher” 16 Zeilen in Skeats Aus
gabe, also jede Person ziemlich gleich viel, ähnlich in „Exmoor
Scolding” (ES) Thomasin 130, Wilmot 145 Zeilen (Ausgabe von
Elworthy); im „Yorkshire Dialague in its pure natural Dialect’
(Y 2) die beiden Hauptpersonen „Father” 266, „Mother” 184
Zeilen; die Nebenpersonen „Daughter” 62, „Niece” 73 Zeilen,
die nur gelegentlich eingreifenden „Son” 24, „Uncle” 2o und
„Landlord” 38 Zeilen (Ausgabe von Skeat). In „Exmoor Court
ship’ (EC) spricht der Liebhaber Andrew etwas mehr als die
Geliebte Margery (114 gegen 83 Zeilen, Ausgabe von Elworthy),
entsprechend dem Inhalte, da er wirbt, sie abwehrt. Im „View
of the Lancashire Dialect” (TB) spricht aber Tummus 320,
Meary nur 44 Zeilen (Ausgabe von Fishwick, bloß die Stellen
aus der 1. Auflage), sie tritt also ganz zurück und wird zur
bloßen formalen Hilfsfigur. Ähnlich sind die Zahlen, wenn man
die Länge der einzelnen Gesprächsstellen betrachtet: In Y 1
schwanken sie für „Awd Wife” zwischen 1 und 16 Zeilen, für
.Lass” zwischen 2 und 11 Zeilen; „Butcher” spricht zweimal
8 Zeilen. In E S sind die entsprechenden Zahlen für Thomasin
7a bis 15, für Wilmot 1 bis 20; Jn Y 2 für „Mother” 2 bis 18,