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„Jone o’ Grill-
filt”
Die Familie
Wilson
sagt 28 ), den Arbeitern gegenüber, verstanden sie nicht oder
wollten sie nicht verstehen und verachteten jedenfalls als Empor
kömmlinge alles, was mit ihnen zusammenhing. Sich über die
Arbeiter aber lustig zu machen, dazu war deren Lage doch
zu ernst.
Es fehlten so fast alle Voraussetzungen für eine boden
ständige Volksliteratur und nur ganz spärlich sind Dialektdenk
mäler aus dieser Zeit aufzufinden. Noch in die Zeit der Fran
zosenkriege führt uns das lyrische Gedicht in Form einer
Straßenballade über „Jone o’ Grinfilt” zurück 29 ), verfaßt von
Joseph Lee aus Glodwick bei Oldham, einem aus dem Hand
weberstande hervorgegangenen Dorfschullehrer, der viele der
artige Gedichte verfaßt haben soll. „Jone o’ Grinfilt” ist ein
Weber, der Abschied von seiner Frau nimmt, bevor er in den
Krieg zieht. Lieber hat er sich anwerben lassen und will im
Kampfe fallen, als zu Hause verhungern. Aus dieser Zeit dürften
wohl auch die meisten der von Harland-Wilkinson gesam
melten „Lancashire Ballads” 30 ) stammen und der von S. Hill
in seinen „Old Lancashire Songs and their Singers” 31 ) mit
geteilten. Altes Volksgut ist jedenfalls nicht darunter, Inhalt
und Auffassung weisen alle ins 19. Jahrhundert, doch mögen
manche aus der späteren, der Dialektliteratur so günstigen Zeit
stammen.
Zur Gattung erzählender Dichtungen in Balladenform ge
hören die im Dialekt von Michael Wilson (1763 — 1840) und
seinen beiden Söhnen Thomas (gest. 1853) und Alexander
(gest. 18 4 6 ) 32 ). Michael Wilson, ein Baumwolldrucker und
später Möbelhändler, schreibt humoristische Schilderungen, wie
„ Jone’s Ramble fro’ Oldham to Karsymoor Races” oder „Sal
ford Fair”, dann aber auch eine ernstere Ballade über „Peterloo
Massacre”, die wohlbekannte Versammlung für Parlamentsreform
vom 16. August 1819 auf St. Peter’s Field, Manchester, die von
Soldaten zersprengt wurde. Von seinen sieben Söhnen erbten
der zweite Thomas und der jüngste Alexander des Vaters
dichterische Anlagen. Die meisten Werke von Thomas sind ver
loren. Seine Dialektgedichte sind ebenfalls humoristische Schil
derungen, wie „The countryman’s description of the Collegiate
Church”, „Rough Joe in search of a wife” usw. In der Schrift
sprache schrieb er neben Humoristischem (z. B. „Humors of
Smithy door Market”) auch eine Nachahmung des „Song of the
Shirt” als „The Weaver” in ziemlich genauer Anlehnung an
das Original. Alexander wählt als Thema seiner Dialektballaden
den Bauern, der in die Stadt kommt und fremdartiges sieht;
besonders die neuen Erfindungen der Zeit geben den Stoff
(„Jonny Green’s trip fro’ Owdam to see a Balloon Ascent”,
„Jonny Green’s Description of Tinker’s Garden’s”, „Jonny
Green’s Wedding and Description of Manchester College”,
„Jonny Green’s trip fro’ Owdam to see the Liverpool Railway”).