33
Arbeiter wurden entlassen und sahen brotlos dem Winter ent
gegen. Erst allmählich gelang es dem „Cotton famine relief
fund” dem Unglück zu steuern. Nähschulen für die zahlreichen
weiblichen Arbeitskräfte wurden eingerichtet und gewährten
wenigstens einigen Verdienst. Männlichen Arbeitern wurde in
anderen Gegenden und in anderen Arbeitsgebieten Erwerb ver
schafft, den dringendsten Fällen wurde durch Geldunter
stützungen abzuhelfen versucht, wozu im April 1863 aus pri
vaten Mitteln mehr als zwei Millionen Pfund Sterling gezeichnet
worden waren. Mit der Zeit versuchte sich die Baumwoll
industrie von der amerikanischen Ware unabhängig zu machen.
Ägyptische („Mako”) und indische Baumwolle („Shurat”) wurde
eingeführt, aber auch diese war nur zu hohen Preisen erhält
lich. Erst die Niederwerfung der Südstaaten und der Friedens
schluß im Jahre 1865 brachte die ersehnte Wiederherstellung
geordneter Verhältnisse.
Zu den ersten, der in Zeitungsartikeln auf die Not der
arbeitenden Bevölkerung aufmerksam machte und der damit
ernstliche Beachtung fand, gehörte John Whittacker 88 ). Wahr
heitsgetreue Schilderungen, besonders über die Tätigkeit des
„Relief Fund” veröffentlichte Edwin Waugh im „Manchester
Examiner und Times”. In dialektischer Prosa beschäftigt sich
mit diesem Gegenstände das Schriftchen „Jack o’ Dick’s Visit
to th’ Queen, abeawt th’ hard toimes i’ Lancashire. By Jack
°’ Dick’s Esq. hissel’” 89 ) und die Flugblätter betitelt „Dialogue
between two oakum pickers at the Ashton Workhouse”, wo
in schlechtem Dialekt oppositionell an den Einzelheiten der ein
geleiteten Hilfsaktion scharf Kritik geübt wird. Sie erinnern in
Stil und Auffassung an Robert Walkers „Plebeian Politics”.
Weit mehr als die Dialektprosa wurde die Lyrik durch
die „Cotton famine” befruchtet. In ihr wurzeln die besten Ge
dichte von Samuel Laycock, William Billington und
Joseph Ramsbottom, die alle drei selbst Arbeiter waren und
so die Not am eigenen Leibe zu fühlen bekamen. Samuel
Laycock 90 ) war armer Leute Kind. 1826 in Marsden in York-
shire geboren, kam er mit elf Jahren nach Stalybridge, wo er
bald Baumwollarbeiter wurde. Seine Schulbildung verdankte er
fast ausschließlich der „Sunday-school”. 1852 schrieb er seine
ersten Verse, 1856 wurden sie gedruckt. Durch die „Cotton
lamme” wurde er arbeitslos und er versuchte daher, sich durch
seine dichterischen Gaben einen Lebensunterhalt zu verschaffen.
Seine Gedichte veröffentlichte er in Zeitungen, dann aber auch
auf einzelnen Blättern und sie fanden in dieser Form rasch
Absatz. 1864 sollen 40.000 Stück verkauft gewesen sein. 1864
erschienen sie in Buchform als „Lancashire Rhymes (chiefly
otton famine)”. Nur in wenigen fehlt ein lehrhafter Ton, so
je »Welcome, bonny brid”, wohl seinem besten und mit Recht
ekanntesten Gedichte. Es ist zur Geburt seiner Tochter
Lyrik
S. Laycook
3