Full text: 22. Jahrbuch der Hochschule für Welthandel (22)

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Arbeiter wurden entlassen und sahen brotlos dem Winter ent 
gegen. Erst allmählich gelang es dem „Cotton famine relief 
fund” dem Unglück zu steuern. Nähschulen für die zahlreichen 
weiblichen Arbeitskräfte wurden eingerichtet und gewährten 
wenigstens einigen Verdienst. Männlichen Arbeitern wurde in 
anderen Gegenden und in anderen Arbeitsgebieten Erwerb ver 
schafft, den dringendsten Fällen wurde durch Geldunter 
stützungen abzuhelfen versucht, wozu im April 1863 aus pri 
vaten Mitteln mehr als zwei Millionen Pfund Sterling gezeichnet 
worden waren. Mit der Zeit versuchte sich die Baumwoll 
industrie von der amerikanischen Ware unabhängig zu machen. 
Ägyptische („Mako”) und indische Baumwolle („Shurat”) wurde 
eingeführt, aber auch diese war nur zu hohen Preisen erhält 
lich. Erst die Niederwerfung der Südstaaten und der Friedens 
schluß im Jahre 1865 brachte die ersehnte Wiederherstellung 
geordneter Verhältnisse. 
Zu den ersten, der in Zeitungsartikeln auf die Not der 
arbeitenden Bevölkerung aufmerksam machte und der damit 
ernstliche Beachtung fand, gehörte John Whittacker 88 ). Wahr 
heitsgetreue Schilderungen, besonders über die Tätigkeit des 
„Relief Fund” veröffentlichte Edwin Waugh im „Manchester 
Examiner und Times”. In dialektischer Prosa beschäftigt sich 
mit diesem Gegenstände das Schriftchen „Jack o’ Dick’s Visit 
to th’ Queen, abeawt th’ hard toimes i’ Lancashire. By Jack 
°’ Dick’s Esq. hissel’” 89 ) und die Flugblätter betitelt „Dialogue 
between two oakum pickers at the Ashton Workhouse”, wo 
in schlechtem Dialekt oppositionell an den Einzelheiten der ein 
geleiteten Hilfsaktion scharf Kritik geübt wird. Sie erinnern in 
Stil und Auffassung an Robert Walkers „Plebeian Politics”. 
Weit mehr als die Dialektprosa wurde die Lyrik durch 
die „Cotton famine” befruchtet. In ihr wurzeln die besten Ge 
dichte von Samuel Laycock, William Billington und 
Joseph Ramsbottom, die alle drei selbst Arbeiter waren und 
so die Not am eigenen Leibe zu fühlen bekamen. Samuel 
Laycock 90 ) war armer Leute Kind. 1826 in Marsden in York- 
shire geboren, kam er mit elf Jahren nach Stalybridge, wo er 
bald Baumwollarbeiter wurde. Seine Schulbildung verdankte er 
fast ausschließlich der „Sunday-school”. 1852 schrieb er seine 
ersten Verse, 1856 wurden sie gedruckt. Durch die „Cotton 
lamme” wurde er arbeitslos und er versuchte daher, sich durch 
seine dichterischen Gaben einen Lebensunterhalt zu verschaffen. 
Seine Gedichte veröffentlichte er in Zeitungen, dann aber auch 
auf einzelnen Blättern und sie fanden in dieser Form rasch 
Absatz. 1864 sollen 40.000 Stück verkauft gewesen sein. 1864 
erschienen sie in Buchform als „Lancashire Rhymes (chiefly 
otton famine)”. Nur in wenigen fehlt ein lehrhafter Ton, so 
je »Welcome, bonny brid”, wohl seinem besten und mit Recht 
ekanntesten Gedichte. Es ist zur Geburt seiner Tochter 
Lyrik 
S. Laycook 
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